Seit 25 Jahren gibt es an der Gesamtschule Obere Aar das Schwarze Theater Criesu. 15 Stücke sind in dieser Zeit entstanden. Vom „Kleinen Hobbit“ über „Käptn Blaubär“ bis zur aktuellen Aufführung „Drakula Drakula“. Dies ist gleichzeitig die letzte Produktion, die von der Gruppe in dieser Form auf die Bühne gebracht wird.
Am Ende stehen sie dann doch am vorderen Bühnenrand im grellen Scheinwerferlicht. Verschwitzt aber glücklich in ihren schwarzen, samtenen Ganzkörperkostümen, die Kapuzen nach hinten geschoben. Denn Sören Zechlau, Adrian Gubo, Joshua Kiesel und Dominic Petrak sind für das Publikum bis zu diesem Zeitpunkt unsichtbar geblieben. Sie waren bis dahin im Bühnenhintergrund damit beschäftigt Treppenaufgänge auftauchen und wieder verschwinden zu lassen, abstrakte Malereien in ihren Bilderrahmen zum Tanzen zu bringen oder, scheinbar aus dem Nichts, volle Bierkrüge heran schweben zu lassen.
Seit 25 Jahren
Das funktioniert mit den Mitteln des Schwarzen Theaters, bei dem durch die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht Neonfarben sowie alle weißen Materialien leuchten, während die restliche Umgebung dunkel bleibt. „Wir haben unter erschwerten Bedingungen gearbeitet. Eigentlich sind wir zu sechst. Wir brauchen ja auch immer jemanden, der die Requisiten abdeckt“, erläutert Adrian Gubo die besonderen Anforderungen an diese Kunst. Schließlich sollen die Gegenstände erst dann zu leuchten beginnen, wenn sie dramaturgisch gebraucht werden und müssen vorher vor dem UV-Licht geschützt werden.
„Das ist Knochenarbeit. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit der Männer im Schwarz“, betont Michael Wegrich, der zum weißen Teil des Ensembles gehört, wie wichtig die Arbeit aller 16 aktiven Mitglieder des Ensembles ist, ob sicht- oder unsichtbar, ob vor oder hinter der Bühne. Denn das Schwarze Theater ist nur ein Teil im Stilmix von Criesu. Da kommen auch Tanz, Maskentheater und vor allen Dingen Pantomime zum Einsatz. Von dem einen oder anderen nächtens im Schloss des Grafen Dracula ausgestoßenen Schrei einmal abgesehen sind die von Meike Rosenplänter eingesprochenen Off-Texte das einzige, was man außer der abwechslungsreichen und mitreißenden Musik hört. Das sorgt natürlich für ein besonders ausdrucksstarkes und gestenreiches Spiel bei den neun Darstellern.
Da arbeitet Pascal Hug als gebrechlicher Gepäckträger seinen ganz charakteristischen Gang heraus. Da kann man alleine anhand der Gesten problemlos nachvollziehen, was Saskia Freiler in ihrer Rolle als Zugschaffner zubereitet und da kann man so manchen Dialog an den Lippen der Darsteller ablesen. So erfüllt ein lautloses „Hallo!?!“ den Raum als Anna Stockem dem in chaplineskem Gang durch Transsylvanien wandernden Michael Wegrich klar macht, dass sie nach seinem liebevoll zubereiteten Frühstück nicht in fünf Minuten ausgehbereit sein wird.
Musik gibt Signale
„Musik dient bei uns nicht zur Unterhaltung, sondern gibt Signale“, erläutert Spielleiter Hans-Jürgen Rosenplänter, dass sich die Darsteller bei ihren Szenen an musikalischen Referenzpunkten orientieren. Da es für das Schwarze Theater keine fertigen Stücke gebe, müsse jedes einzelne Bild von dem Ensemble erarbeitet werden. Produktionszeiten von zwei Jahren seien deshalb keine Seltenheit. Das gibt den Darstellern aber auch viele Freiheiten, die beispielsweise dazu genutzt werden immer wieder mal das Publikum mit einzubinden.
Da fliegen in der ersten Reihe schon mal ein paar Beine zur Seite, wenn Svenja Kacpura in ihrer Rolle als Graf Dracula sich resolut auf die Suche nach einem Opfer begibt. Dafür werden die Zuschauer aber entschädigt, wenn sie die sterblichen Überreste eines eiskalt geköpften Schokoladen-Osterhasen im Publikum verteilt. Die Schülerin hat eindeutig Blut geleckt. „Ich möchte nach meinem Abitur in zwei Jahren in München auf die Schauspielschule gehen, wenn man mich da nimmt“, berichtet sie von ihren Plänen.
Doch jetzt geht es am 18. Juni erst mal auf die Bühne des Velvets Theaters in Wiesbaden wo „Drakula Drakula“ noch einmal zu erleben ist. Für Criesu ist es nach 25 Jahren die letzte Produktion.
Wiesbadener Kurier, Untertaunus (Hendrik Jung), 14.6.2011
Sterne tauchen aus dem Dunkel auf, ein Zirkel tanzt Ballett und Puppen bewegen sich scheinbar schwerelos über die Bühne. Dies und noch viel mehr ermöglicht das Schwarze Theater, bei dem schwarz gekleidete Akteure vor schwarzem Hintergrund aus Samt Gegenstände in einem Lichtkorridor bewegen.
Criesu ist eine Theatergruppe der Integrierten Gesamtschule Obere Aar in Taunusstein. Criesu hat jedoch eine Besonderheit: Bei ihr sieht man keine konventionellen Stücke, sondern ausschließlich Schwarzes Theater und Pantomime.
In diesem Sommer hatte, nach rund zweijähriger Vorbereitung, ihre neueste Produktion Premiere: „Käpt´n Blaubärs Abenteuer“. Blaubär entführt seine am Ende begeistert applaudierenden Zuschauer ins Phantasieland Zamonien, erlebt dort vielerlei Abenteuer mit Piraten, Klabautern und sogar Drachen, bevor er schließlich sein Glück in Atlantis findet.
Criesu ist eine Gruppe junger Menschen, die ihre oft ganz unterschiedlichen Talente in die Arbeit an einer neuen Produktion einbringen. Mittelstufenschüler der Hahner Gesamtschule sind ebenso dabei wie Oberstufenschüler, die sich am Gymnasium in Bleidenstadt auf ihr Abitur vorbereiten. Zu Criesu gehören immer aber auch ehemalige Schüler, die ihrer Theatergruppe auch während des Studiums oder einer Ausbildung treu bleiben.
Am wichtigsten sei die Gruppe, wird Hans-Jürgen Rosenplänter, der Leiter und Gründer von Criesu, nicht müde zu betonen. Ihr Zusammenhalt zeichne die Theatergruppe aus, stellt der Lehrer an der Gesamtschule Hahn nicht ohne Stolz fest, der Umgang miteinander und die Zusammenarbeit der ganz unterschiedlichen Lebensalter.
Die Entstehungsgeschichte von Criesu ist interessant: 1986 hatte die Klasse 6c an der Integrierten Gesamtschule Obere Aar die Idee, zusammen mit dem Schriftsteller Hans-Christian Kirsch (Frederik Hetmann) im Rahmen des Projektes "Wald" ein Theaterstück aufzuführen. So begann mit „Birk oder die Reise durch den Zauberwald“ die Geschichte von Criesu. Es folgte das Marionettenstück „Die Zaubermelodie", bei dem die Puppenbauerin Solveig Werner mitwirkte. Anschließend beteiligten sich die Mitglieder von Criesu an einem Projekt mit der Maskenbildnerin Michaela Feil, die dann auch bei „Das Amulett des Gauklers“ für Kostüm und Maske verantwortlich zeichnete. Danach kam das Musical „Weiber auf den Scheiterhaufen“ auf die Bühne.
Die Technik des Schwarzen Theaters ist zwar aufwändig, ermöglicht aber auch denen, die nicht im Rampenlicht stehen möchten, mitzuspielen. Dies sei eine Chance für jedes Talent, hat Rosenplänter im Laufe der mehr als zwei Jahrzehnte immer wieder erlebt. So mancher Schüchterne, der erst nach langem Zureden bereit war, sich „im Schwarzen“ auf die Bühne zu wagen, spielte einige Produktionen später ganz selbstverständlich „im Licht“. So könne jeder seine Kreativität ausleben, sagt Rosenplänter, sich weiterentwickeln, zu einer Persönlichkeit reifen.
Die Spielerinnen und Spieler von Criesu engagieren sich zum Teil über viele Jahre in der Gruppe, so dass immer Akteure der unterschiedlichsten Jahrgangsstufen gemeinsam arbeiten und spielen. Dabei leiten dann auch die älteren Schülerinnen und Schüler die jüngeren in den einzelnen Sparten des Schwarzen Theaters, zum Bespiel Pantomime oder Puppenspiel, selbst an.
Erste Formen des Schwarzen Theaters konnte man bereits vor Jahrhunderten in Fernost begegnen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts entstand in Japan eine Theaterform, die nach dem Puppenspieler Uemura Bunrakuken „Bunraku“ genannt wird. Bis zu 1,50 Meter große Puppen wurden von drei Spielern geführt. Zwei von ihnen waren komplett in schwarze Kleidung gehüllt und bewegten die linke Hand und die Beine der Puppe.
Der Münchner Schauspieler und Regisseur Max Auzinger fand 1885 durch Zufall die Methode des schwarzen Kabinetts. Er steckte einen schwarz gekleideten und geschminkten Schauspieler als Mohren in die zu einem schwarzen Kerker umgebaute Bühne. Alles, was die Zuschauer jetzt noch sahen, waren zwei Reihen weißer Zähne, die über die Bühne wanderten und für einen Heiterkeitserfolg sorgten. Die Geschichte des Schwarzen Theaters, wie es in Prag praktiziert wurde, ist jünger: Im Jahre 1955 sah die tschechische Gruppe "Salamander" vom Marionettentheater "Spejbl und Hurvinek" in Paris eine Vorstellung des französischen Puppentheaters George Lafay, der erstmals das „schwarze Kabinett" im Puppentheater einsetzte. Die Prager Puppenspieler brachten diese Technik in ihre Heimat mit und experimentierten dort weiter. Die Geburtsstunde der ersten Gruppe des „Schwarzen Theaters Prag“ schlug im Jahre 1959. Bedrich Hanys trat 1960 mit dem Diplom der Akademie der Musischen Künste in der Tasche der Gruppe bei. Nach einem weiteren Jahr stieß Dana Bufkova, Absolventin der gleichen Akademie, zur Truppe. Zu Beginn der sechziger Jahre unternahmen Hanys und Bufkova zusammen mit ihrer zahlreiche Tourneen im In- und Ausland: Warschau, London, Paris und 18 Monate Las Vegas ("Tropicana"). Beide waren von 1966 bis 1967 in der Prager "Laterna Magica" tätig und parallel dazu gründen sie im Herbst 1967 die „Velvets“.
Criesu begegnete den „Velvets“, die sich 1970 in Wiesbaden niederließen, erstmals 1990 bei einem Seminar zum Schwarzen Theater an der IGS Obere Aar. Den starken Eindruck, den dieses Seminar hinterließ, zeigen alle weiteren Produktionen: „Balance“, „Kaleidoskop", „Orpheus in der Unterwelt“ mit eigener Criesu-Band, „Momente der Ewigkeit“ nach Hermann Hesses „Piktors Verwandlungen" und schließlich „Der Engel und der kleine Krieger“ wurden als Schwarzes Theater präsentiert.
Die Liste der überaus erfolgreichen Produktionen ist im Laufe der Jahre immer länger geworden: „Die Reise zum Mond“ nach Cyrano de Bergerac und Tolkiens „Der kleine Hobbit“, "Pierrot oder Die Geheimnisse der Nacht", "In 80 Tagen um die Welt" nach Jules Verne und das französische Märchen "Die Schöne und das Tier".
Die Poesie und die Faszination, die Criesu-Stücke auszeichnet, seien „Illusionen bei 400 Nanometer“, sagt Hans-Jürgen Rosenplänter über die Technik des Schwarzen Theaters. Voraussetzung dafür ist eine mit schwarzem Samt ausgeschlagene Bühne und ebenso vermummte Schauspieler. Da die schwarz gekleideten Schauspieler im Dunkeln vor einem schwarzen Hintergrund spielen, bleiben sie für die Zuschauer unsichtbar. In einer scharf abgegrenzten Lichtgasse werden von ihnen Objekte und Puppen so geführt, dass diese sich scheinbar frei im Raum bewegen und nicht mehr an einen Ort gebunden sind. So lassen sich erstaunliche Illusionen schaffen.
Im Gegensatz zum Schwarzen Theater ist bei Schwarzlichttheater die Bühne vollkommen verdunkelt. Als einzige Lichtquelle dienen hier UV-Lichtröhre, die dann weiße oder fluoreszierende Gegenstände oder Kleidungsstücke zum Leuchten bringen. Schwarze Farbe hingegen wird „geschluckt“, so dass schwarz gekleidete Spieler unsichtbar bleiben. Auf diese Weise können Menschen und Gegenstände zum Verschwinden oder Schweben gebracht werden.
Doch bis der kleine Hobbit, Käpt´n Blaubär oder die Schöne und das Tier ihre Abenteuer auf der Bühne der Hahner Gesamtschule erleben können, erleben die Mitglieder von Criesu von Produktion zu Produktion immer wieder neue Abenteuer. Denn nicht nur die Stücke werden selbst für das Schwarze Theater eingerichtet und umgeschrieben, auch die Kostüme und Kulissen sind selbst gemacht, jedes Detail über Wochen und Monate hin ausgeklügelt und verfeinert. So werde das Selbstbewusstsein jedes Mitglied entwickelt und gestärkt, ist Rosenplänter überzeugt. Die Entwicklung jedes Stückes und der daran teilhabenden Mitglieder sei ein langwieriger Prozess. Dazu gehört dann auch das Ritual vor jeder Aufführung, wenn sich die Gruppe hinter dem Vorhang an den Händen fasst und fest verspricht, füreinander da zu sein. Erst danach hebt sich der Vorhang und Käpt´n Blaubär entführt seine Zuschauer in das Phantasieland Zamonien.
Jahrbuch des Rheingau-Taunus-Kreis 2010 (Mathias Gubo)
Von Kurier-Mitarbeiter Michael Hertl
Hahn. Nur in den kurzen Augenblicken, in denen Tag und Nacht sich berühren, kann Pierrot seine geliebte Colombina treffen. Denn die beiden leben in verschiedenen Welten: Pierrot muss als Bäcker immer dann arbeiten, wenn Colombina, die schöne Wäscherin des Dorfes, schläft. Und so folgt Colombina eines Tages den Verlockungen des lebenslustigen Arlecchino und zieht mit ihm fort ...
Auf der Grundlage einer Novelle des französischen Autors Michel Tournier haben die Mitglieder der Theatergruppe "Criesu" der Gesamtschule Obere Aar in Hahn ihr neues Stück inszeniert, das am Freitag in der Aula der Gesamtschule Premiere hatte. "Pierrot oder Die Geheimnisse der Nacht" heißt es und entführt die Zuschauer in eine Welt von Licht und Dunkel, von Ruhe und Bewegung.
Eine "Poesie ohne Worte" erlebt der Zuschauer, wenn Sonne und Mond sich berühren, wenn Pierrot (dargestellt von Meike Rosenplänter) für Colombina (Gesine Arlt) eine Sternenblume vom Himmel holt - oder wenn die Wäsche auf der Leine lebendig wird. Seit über zehn Jahren hat sich "Criesu" nun schon dem "Schwarzen Theater" verschrieben. Was so bedrohlich klingt hat aber nichts mit schwarzer Magie zu tun, sondern beschreibt eine alte Form des Theaters, in der Figuren und Symbole von schwarz gekleideten Darstellern vor einem schwarzen Hintergrund bewegt werden, so dass man nur die farbigen Symbole und Figuren, nicht aber die Darsteller selbst sieht. In Verbindung mit pantomimischen Darstellungen sowie Licht- und Klangeffekten entsteht auf diese Weise eine zauberhafte Komposition, die der Phantasie breiten Raum lässt.
Doch bevor das Stück die Phantasie der Zuschauer anregen kann, müssen die Darsteller harte Arbeit leisten. Schon seit Februar probt die siebzehnköpfige Truppe ihr aktuelles Stück, das zuvor auch gemeinsam ausgewählt wurde. Dabei lag schon bei der Auswahl größtes Augenmerk auf den gestalterischen Möglichkeiten des Stückes. Denn geschrieben ist die Vorlage "nur" zum Lesen. Sämtliche Ideen zu Darstellungen und Illusionen stammen von den Mitgliedern der Theatergruppe selbst - ob die Socken, die auf der Wäscheleine Twist tanzen oder die Gedanken eines Malers, die in leuchtenden Linien über die Bühne wandern. Und schließlich musste auch noch die passende Musik, alles in allem ein gutes Dutzend Stücke von Edith Piaf bis Jean-Michel Jarre, ausgewählt werden.
Möglich wird die phantasiereiche Umsetzung auch durch die bunte Zusammensetzung der Truppe unter Spielleiter Jürgen Rosenplänter. Quer durch alle Klassenstufen der Gesamtschule reicht das Spektrum der Mitwirkenden. Und die erfahrensten der Mitspieler, die den jüngeren wertvolle Hinweise geben können, haben ihre Schulzeit zum Teil schon hinter sich.
Zu sehen ist das Stück "Pierrot und die Geheimnisse der Nacht" nach einer Schüleraufführung am heutigen Montag noch einige Male im Januar nächsten Jahres. Die genaue Termine werden auch im Internet unter der Adresse www.criesu.de bekannt gegeben.
Wiesbadener Kurier, 17.12.2001
HAHN Mit einem besonderen Stück feiert die Schultheatergruppe Criesu der IGS Obere Aar 20-jähriges Bestehen: Die Premiere von "Die Schöne und das Tier" kündigte Criesu gar nicht erst offiziell an, da sie intern sofort ausverkauft war. Aber es gibt noch zwei weitere Aufführungen.
Anderthalb Jahre erarbeitete das Ensemble aus jetzigen und ehemaligen Schülerinnen und Schülern sein Jubiläumsstück. Es begeisterte das Publikum als faszinierende Kombination von Pantomime, Weiß- und Schwarzlichttheater. Dabei übernahmen die jüngsten Neuzugänge aus der 7. Klasse wie Regina und Saskia zwar nur Helferfunktionen, doch alle schwärmten, wie "viel Spaß" es mache, in der Gruppe um Leiter Jürgen Rosenplänter zu spielen und wie "interessant das mit dem Schwarzlicht" sei. Dafür waren die höheren Jahrgänge verantwortlich, die mit Ehemaligen auch im Schauspielpart brillierten.
Keine andere Schultheatergruppe "ist so fest eingeschworen", bestätigte Leitertochter Meike Rosenplänter den Eindruck der Anfänger. Wie viele andere blieb sie Criesu seit der 5. Klasse treu, obwohl sie mittlerweile in Bonn studiert. "Man trifft hier Freunde und kann Charaktere spielen, die man nie sein würde", erklärte die Pantomimin die Faszination. "Um 2 Uhr ging es los und wir haben oft sechs Stunden geprobt", verriet "Belle" Dominique Sauer. Und das Furcht erregende, zottelige "Tier", Abiturient und Sportfanatiker Michael Wegerich, betonte: "Wir haben kein Drehbuch, sondern entwickeln die Ideen prinzipiell aus der Gruppe." So hätten sie das Stück "Millionen Mal umgearbeitet", ergänzte 13.-Klässlerin Ann-Kathrin Fink. Sie und Friedericke Hofmann hatten den umfangreichsten Part.
Die zwei Harlekine schlüpften in ständig neue Rollen. Sie verwandelten sich in lockende Bäume, bedrohliche Fratzen, slapstickartige Kellner und buhlende Liebhaber, wenn sie das Publikum gerade nicht als akrobatisch über die Bühne tobende Erzähler von Szene zu Szene führten. Die wechselten rasch zwischen Pantomime und mal romantischen, mal grusligen Schwarzlichtsequenzen, bei denen die Zuschauer die Hälse reckten, um ja kein Detail zu verpassen, wenn (mitunter bewaffnete) Besen, Geister, Schiffe oder Schlossdetails durchs Dunkel tanzten. Zur Intensität der Szenen trugen liebevoll ausgewählte Requisiten und gestalteten Puppen ebenso bei wie die perfekt passende Musik. So begleiteten etwa Belles Auftritte zarte Melodien, schrille Misstöne die herrlich affektierten selbstsüchtigen Schwestern.
Zum Jubiläum hatte sich die AG Schwarzes Theater Criesu auch einen Traum erfüllt: Sie lieh erstmals Kostüme von der Taunusbühne. Dass Schwarzlichttheater heute den Kern des Ensembles bildet und deshalb auch zum Schul-AG-Namen gehört, war nicht von Beginn an so. Vor 20 Jahren entwickelte sich Criesu aus einem Literatur-, Kunst- und Waldprojekt im 5. Jahrgang, das im Theaterstück "Birk und der Zauberwald" endete. Es folgten ein Marionettenstück mit selbst gebastelten Puppen, ein Varieté mit Akrobatik und Zauberei und das Musical "Weiber auf den Scheiterhaufen", bis das Schwarze Profitheater Velvet Criesu Anfang der 90er Jahre unter seine Fittiche nahm und ausbildete. Seitdem gehört das Schwarze Theater fest zum Repertoire, das um Pantomime ergänzt wurde.
Karten für die Aufführungen am Donnerstag, 23. November, und Freitag, 8. Dezember, um 19 Uhr gibt es zu 2,50 Euro für Erwachsene und 1,50 Euro für Schüler an der IGS Obere Aar.
Wiesbadener Kurier, Untertaunus (Christine Dressler), 06.11.2006
Farbige Quadrate schweben aus dem Nichts auf die Bühne, dazu Tauben, ein Regenbogen. Er wird auch zum Ende des Theaterstücks wieder wie aus dem Nichts erscheinen und die Familie Brakel aus Brakelheim mitnehmen ins Land der Feenköngin, in die Heimat des „fremden Kindes“.
Das Schwarze Theater Criesu an der Gesamtschule in Hahn geht einmal mehr ganz eigene Wege mit seinem Stück „Das fremde Kind“ nach E.T.A. Hoffmann. In einer knapp zweistündigen Fantasiereise wird der grausige Lehrer „Pepser“ als Gnomenkönig entlarvt. Im Gegensatz zu den vielen zuckersüßen Weihnachtsmärchen haben sich Criesu-Spielleiter Jürgen Rosenplänter und seine gut zwölfköpfige Truppe im Alter zwischen 13 und 23 Jahren diese eher sperrige Geschichte von E.T.A. Hoffmann vorgenommen und in zweijähriger Vorbereitungszeit für das Schwarze Theater erarbeitet.
Schwarzes Theater spielt sich in zwei Bereichen der Bühne ab: Schwarz gekleidete Akteure bewegen Gegenstände vor schwarzem Samthintergrund in einem Lichtkorridor. So können Bälle, Schmetterlinge, aber auch eine Schürze, ein Besen, eine Tasse und eine Teekanne und sogar ein Schloss aus Glas über die Bühne schweben. Davor agieren die Schauspieler im Licht, jedoch ohne zu sprechen. Sie verlassen sich auf ihre Ausstrahlung, die Kraft der Pantomime und die Fantasie ihrer Zuschauer.
Gut zwei Jahre hat das Schwarze Theater Criesu an seiner neuen Produktion getüftelt. Requisiten, Kostüme – alles stammt aus der eigenen Werkstatt. Die Handlung nach E.T.A. Hoffmann wurde von Jürgen Rosenplänter in Zusammenarbeit mit den jungen Leuten Szene für Szene erarbeitet. Dabei wagt Criesu auch neue Wege wie etwa Tänze auf der Bühne. Geschickt wird Musik dazu eingesetzt, die Stimmung jeder Szene zu unterstreichen.
Zwei Jahre vorbereitet
Man muss sich einlassen auf diese spezielle Form des Theaters, muss sich gefangen nehmen lassen von der Ausstrahlung der Darsteller, allen voran Lisa Tiebing als fremdes Kind, Svenja Kacpura als Mutter oder Adrian Gubo als böser Lehrer Pepser. Ihnen allen, besonders auch den Spielern im Schwarzen, gelingt es, die Geschichte der Familie Brakel und des Kampfes um die Vorherrschaft im Feenreich auf eine wunderbar zeitgemäße und doch wunderbar altmodische Art den Zuschauern näher zu bringen. Durchaus auch mit ein wenig erhobenem Zeigefinger, wenn das neue Spielzeug den beiden Mädchen der Familie Albträume bereitet.
Die Geschichte vom fremden Kind endet schließlich mit einem zweifachen Happy End: Die heimatlose Familie findet hinter dem Regenbogen ein neues Zuhause und sämtliche Einnahmen dieses Abends gehen an eine Grundschule auf den vom Taifun heimgesuchten Philippinen. Dabei ist die Kasse von Criesu ziemlich leer, kein Wunder nach der langen Vorbereitung. Dies ändern hoffentlich weitere Aufführungen von „Das fremde Kind“ im Januar und Februar an der Gesamtschule in Hahn.
Wiesbadener Kurier, Untertaunus (Mathias Gubo), 5.12.2013