Hier hat man es schwarz auf Schwarz

KULTUR LOKAL Theatergruppe Criesu in Hahn spielt "Das fremde Kind" nach E.T.A. Hoffmann

Farbige Quadrate schweben aus dem Nichts auf die Bühne, dazu Tauben, ein Regenbogen. Er wird auch zum Ende des Theaterstücks wieder wie aus dem Nichts erscheinen und die Familie Brakel aus Brakelheim mitnehmen ins Land der Feenköngin, in die Heimat des „fremden Kindes“.

Das Schwarze Theater Criesu an der Gesamtschule in Hahn geht einmal mehr ganz eigene Wege mit seinem Stück „Das fremde Kind“ nach E.T.A. Hoffmann. In einer knapp zweistündigen Fantasiereise wird der grausige Lehrer „Pepser“ als Gnomenkönig entlarvt. Im Gegensatz zu den vielen zuckersüßen Weihnachtsmärchen haben sich Criesu-Spielleiter Jürgen Rosenplänter und seine gut zwölfköpfige Truppe im Alter zwischen 13 und 23 Jahren diese eher sperrige Geschichte von E.T.A. Hoffmann vorgenommen und in zweijähriger Vorbereitungszeit für das Schwarze Theater erarbeitet.

Schwarzes Theater spielt sich in zwei Bereichen der Bühne ab: Schwarz gekleidete Akteure bewegen Gegenstände vor schwarzem Samthintergrund in einem Lichtkorridor. So können Bälle, Schmetterlinge, aber auch eine Schürze, ein Besen, eine Tasse und eine Teekanne und sogar ein Schloss aus Glas über die Bühne schweben. Davor agieren die Schauspieler im Licht, jedoch ohne zu sprechen. Sie verlassen sich auf ihre Ausstrahlung, die Kraft der Pantomime und die Fantasie ihrer Zuschauer.

Gut zwei Jahre hat das Schwarze Theater Criesu an seiner neuen Produktion getüftelt. Requisiten, Kostüme – alles stammt aus der eigenen Werkstatt. Die Handlung nach E.T.A. Hoffmann wurde von Jürgen Rosenplänter in Zusammenarbeit mit den jungen Leuten Szene für Szene erarbeitet. Dabei wagt Criesu auch neue Wege wie etwa Tänze auf der Bühne. Geschickt wird Musik dazu eingesetzt, die Stimmung jeder Szene zu unterstreichen.

Zwei Jahre vorbereitet

Man muss sich einlassen auf diese spezielle Form des Theaters, muss sich gefangen nehmen lassen von der Ausstrahlung der Darsteller, allen voran Lisa Tiebing als fremdes Kind, Svenja Kacpura als Mutter oder Adrian Gubo als böser Lehrer Pepser. Ihnen allen, besonders auch den Spielern im Schwarzen, gelingt es, die Geschichte der Familie Brakel und des Kampfes um die Vorherrschaft im Feenreich auf eine wunderbar zeitgemäße und doch wunderbar altmodische Art den Zuschauern näher zu bringen. Durchaus auch mit ein wenig erhobenem Zeigefinger, wenn das neue Spielzeug den beiden Mädchen der Familie Albträume bereitet.

 

Die Geschichte vom fremden Kind endet schließlich mit einem zweifachen Happy End: Die heimatlose Familie findet hinter dem Regenbogen ein neues Zuhause und sämtliche Einnahmen dieses Abends gehen an eine Grundschule auf den vom Taifun heimgesuchten Philippinen. Dabei ist die Kasse von Criesu ziemlich leer, kein Wunder nach der langen Vorbereitung. Dies ändern hoffentlich weitere Aufführungen von „Das fremde Kind“ im Januar und Februar an der Gesamtschule in Hahn.

Wiesbadener Kurier, Untertaunus (Mathias Gubo), 5.12.2013